PCO-Syndrom

Syndrom der „Polyzystischen Ovarien“

Die Diagnosestellung bei „PCO-Syndrom“ ist nicht ganz einfach. Deswegen sehen wir bei Erstkonsultationen häufig Patientinnen mit entweder „übersehenem“ PCO-Syndrom oder mit „falsch gestellter“ Diagnose.

Nachfolgend haben wir versucht, die wichtigsten Eckpfeiler der Diagnosefindung darzustellen.

 

DIAGNOSE:

In Europa werden zur Diagnose die Rotterdam-Kriterien (2003) verwendet. Zwei (!) von drei der folgenden Kriterien müssen erfüllt sein, um die Diagnose „PCO“ zu stellen:

  • polyzystische Ovarien: pro Eierstock sind in der Ultraschalluntersuchung 20 oder mehr kleine Eibläschen mit einer Größe von 2-9mm Durchmesser nachweisbar
  • erhöhte männliche Geschlechtshormone („Hyperandrogenämie“) in der Blutuntersuchung und/oder klinische Zeichen wie vermehrter Haarwuchs, Haarausfall, Akne, fettige Haut
  • der Eisprung bleibt aus („Anovulation“) oder findet selten statt

(Info: Auch bei Frauen mit regelmäßigen Zyklen, kann ein fehlender Eisprung vorhanden sein. Festgestellt wird dies durch eine Blutuntersuchung am 21. Zyklustag/2. Zyklushälfte oder durch Ultraschalluntersuchungen im Zyklusverlauf.)

 

Oft werden fälschlicherweise (!) Eierstöcke mit vielen, kleinen „Zysten“ sofort als PCO-Syndrom eingestuft. Wie bereits oben erwähnt, müsste ein weiteres Kriterium zutreffen, um die Diagnose stellen zu können.

Umgekehrt haben manche PCO-Patientinnen morphologisch komplett unauffällige Eierstöcke und nur die restlichen 2 Kriterien treffen zu.

 

Und jetzt wird es gleich noch komplizierter ;-)

Sind die männlichen Geschlechtshormone erhöht, müssen vorher FOLGENDE in Frage kommenden URSACHEN abgeklärt werden, bevor die Diagnose PCO-Syndrom gestellt werden darf:

  • AGS (Adrenogenitales Syndrom)
  • Cushing Syndrom
  • Einnahme von Steroiden, Anabolika
  • Tumore mit Produktion von männlichen Geschlechtshormonen

Und zu guter letzt, um auch noch die letzten „grauen Gehirnzellen“ zu fordern ;-).

In der PUBERTÄT/jungem Erwachsenenalter ist ein Ultraschallbefund mit vielen, kleinen Eibläschen ein Normalbefund und darf deswegen nicht zur Diagnosestellung verwendet werden!

Ebenso sind im 1. Jahr nach dem Eintreten der ersten Regelblutung („Menarche“) die Zyklen unregelmäßig und in den ersten 3 Jahren Zykluslängen bis 45 Tage ein Normalbefund.

Laut aktuellen Empfehlungen muss daher eine Re-Evaluierung nach spätestens 8 Jahren (ab Eintreten der 1. Regelblutung) erfolgen. Erst dann kann die Diagnose PCO-Syndrom gestellt bzw. ausgeschlossen werden.

 

THERAPIE:

Bei PCO-Syndrom stehen am Beginn vor allem Therapien in Tablettenform im Vordergrund.

  • Myo-Inositol:

Effekte: verbessert die Eizellqualität, senkt die männlichen Geschlechtshormone (in 2/3 der Fälle ab 3-monatiger Einnahme)

  • Metformin: auch empfohlen bei normalen Blutzuckerwerten

Effekte: verbessert die Eizellqualität, in 50% Zyklusnormalisierung mit Eisprung, senkt männliche Geschlechtshormone

  • Prednisolon:

Effekte: senkt männliche Geschlechtshormone

  • Clomifen/Letrozol:

Effekte: unterstützt das Eibläschenwachstum und somit die Eizellreifung

 

Führen diese unterstützenden Therapien gemeinsam mit Zyklusmonitoring (inkl. Eisprungauslösung und Gelbkörperhormonunterstützung) nicht zum Erfolg, stehen weitere Therapieoptionen zur Verfügung:

  • Stimulation des Eibläschen-Wachstums mit FSH Injektionen (im Rahmen eines Zyklusmonitorings)
  • Stichelung der Eierstöcke im Rahmen einer Bauchspiegelung (nur nach strenger Indikationsstellung empfohlen, da diese „Therapie“ die Eizellreserve negativ beeinflusst und deshalb nur ein einziges Mal im Leben durchgeführt werden darf)
  • künstliche Befruchtung - IVF (bei PCO-Syndrom finanzielle Unterstützung durch den IVF-Fonds möglich)

PCO-SYNDROM und RISIKEN im Laufe des Lebens:

  • Störungen von Blutzuckerstoffwechsel, Diabetes mellitus Typ 2:

Das Risiko laut derzeitiger Studienlage ist erhöht UNABHÄNGIG vom Gewicht der Patientin, das heißt auch schlanke/normalgewichtige Personen sind betroffen.

Als Vorsorgemaßnahme empfiehlt die derzeitige Leitlinie eine Blutabnahme (Nüchternblutzucker, HbA1c, HOMA-Index) alle 3 Jahre.

Bei Schwangerschaftseintritt sollte ein Blutzuckerbelastungstest (oGTT) vor der 20. SSW angeboten werden (zusätzlich zum regulären oGTT zwischen 24.-28. SSW).

 

  • Risiken für Herz-/Kreislaufsystem:

PCO-Syndrom erhöht das Risiko für Herz-/Kreislauferkrankungen nicht per se. Aber oft bestehen zusätzlich Risikofaktoren wie Übergewicht, erhöhte Blutfette/Blutdruck/Blutzuckerwerte, ungenügende körperliche Aktivität oder Rauchen. In diesem Fall sollten regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen in Anspruch genommen werden.

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