Chromosomenanalyse (Karyotypisierung)
Jede Zelle unseres Körpers verfügt im Zellkern über 46 Chromosomen (unauffälliger männlicher Karyotyp 46,XY). Durch eine mikroskopische Untersuchung kann die Zahl und die Struktur der Chromosomen bestimmt werden. Etwa 15% aller Männer mit Azoospermie oder schwerer Oligozoospermie zeigen chromosomale Abweichungen. Zu den häufigsten zählt das Klinefelter Syndrom (mit einem zusätzlichen X-Chromosom, Häufigkeit 1:500) mit einhergehender Hodenunterfunktion als Ursache der männlichen Unfruchtbarkeit.
AZF-Mikrodeletion
Verluste bestimmter genetischer Regionen auf dem Y-Chromosom können für die männliche Unfruchtbarkeit verantwortlich sein. Diese Bereiche werden als AZF-Region (Azoospermie Faktor) bezeichnet und sind wichtig für die Spermatogenese (Spermienreifung). Die AZF-Region kann in 3 Bereiche (AZFa, AZFb, AZFc) unterteilt werden. Je nachdem welcher Bereich verloren geht, führt dies zu einer Azoospermie oder ausgesprägten Oligozoospermie beim betroffenen Mann. Im Extremfall können auch mittels testikulärer Sperminextraktion "TESE" (Spermiengewinnung aus dem Hoden) keine Spermien gewonnen werden. In diesen Fällen bleibt dem Paar in der Regel nur eine Fremdsamenspende, um den Kinderwunsch zu erfüllen. Im Gegensatz dazu können bei Männern, bei denen lediglich die AZFc Region fehlt, nach Literaturangaben in 50-70% der Fälle Spermien für eine ICSI-Behanldung gewonnen werden. Hierbei ist zu beachten, dass diese Männer die Unfruchtbarkeit über das Y-Chromosom an ihre Söhne vererben. Bei Patienten mit Azoospermie kann solch eine AZF Mikrodeletion bei 5-10% als Ursache nachgewiesen werden. Bei Patienten mit Oligozoospermie ist die Detektionsrate deutlich geringer.
Screeningtest auf Mutationen im CFTR-Gen
Eine milde Form der zystischen Fibrose (Mukoviszidose) kann für eine spezielle Form der Azoospermie mit Fehlen der Samenleiter verantwortlich sein. Mit diesem Screeningtest werden die 60 häufigsten Veränderungen im CFTR-Gen untersucht. Die Empfehlung zur Durchführung dieser Untersuchung wird allerdings nur bei Verdacht und nach Untersuchung eines Urologen gegeben. Der Nachweis einer Veränderung im CFTR-Gen beim Mann, stellt die Indikation für eine CFTR-Mutationssuche bei der Partnerin dar (Anlageträgerfrequenz 1:25). Liegen auf beiden elterlichen Genkopien Mutationen des CFTR-Gens vor, ergibt sich ein 25%iges Risiko für die Nachkommen an einer zystischen Fibrose zu erkranken.
